(False Consensus Beliefs in Politics and their Effects on Legitimacy)
- Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
- Projekt im Rahmen der Forschungsgruppe "Big Structural Change"
- Laufzeit 2025-2028
- Projektleiterin: Univ.-Prof. Dr. Claudia Landwehr
- Projektmitarbeiter: Dr. Nils Steiner
Das Projekt untersucht im Sinne des in der Forschungsgruppe „Big Structural Change“ verwendeten BEL-Modells die Hypothese, dass es in einer globalisierten und digitalisierten Informationsumgebung mit Blick auf gesellschaftliche Präferenzen zu einer selektiven Informationsexposition kommt, welche falsche Konsensüberzeugungen zur Folge hat. Diese wiederum haben negative Auswirkungen auf die wahrgenommene Legitimität demokratischer Institutionen, was einen disruptiven Strukturwandel (BISC) begünstigen kann.
Falsche Konsensüberzeugungen entstehen durch eine Fehlwahrnehmung dahingehend, dass eine Mehrheit anderer die eigenen Meinungen teilt. Während die menschliche Tendenz zur Überschätzung der Unterstützung für eigene Ansichten durch eine umfangreiche Literatur in der Sozialpsychologie gut belegt ist, sind die potenziellen Konsequenzen dieser Tendenz für politische Legitimität weitgehend unerforscht.
Im Sinne der conflict-escalation-Hypothese (CEH) gehen wir davon aus, dass, wenn Individuen falsche Konsensüberzeugungen haben, die für die soziale Struktur zentrale Legitimität politischer Institutionen in Frage gestellt wird und Unterstützung für diese wegbricht, was disruptiven Strukturwandel (BISC) bedingen kann. Als Brückenprojekt adressiert G2 zugleich die conflict-abatement-Hypothese (CAH), indem es untersucht, wie falsche Konsensüberzeugungen korrigiert werden und Legitimität wiederhergestellt werden kann, sodass Strukturwandel inkrementell bleibt.
Das Projekt untersucht Prävalenz und Korrelate falscher Konsensüberzeugungen anhand längsschnittlicher Umfragedaten und verbindet diese Analysen mit Umfrage- und Laborexperimenten, welche kausale Identifikation ermöglichen, sowie mit Simulationsmodellen zu Auswirkungen falscher Konsensüberzeugungen auf disruptiven Strukturwandel. Damit wird das Projekt insgesamt ein besseres Verständnis der politischen Konsequenzen falscher Konsensüberzeugungen ermöglichen und verspricht, Mechanismen aufzudecken, die von Veränderungen der Informationsumwelt zu (Nachfrage nach) disruptivem politischen Wandel führen.