Deliberative Repräsentation in Mini-Publics (Julian Frinken)
Es herrscht eine kontroverse akademische und gesellschaftliche Debatte über die Frage, welche Rollen losbasierte und deliberative Mini-Publics, wie beispielsweise Bürger*innenräte, legitimerweise in demokratischer Entscheidungsfindung spielen können. Ich gehe von der Annahme aus, dass ein besseres Verständnis davon, wie Mini-Publics politische Repräsentation gewährleisten, konstruktiv zu dieser Debatte beitragen kann. Auf Grundlage des „representative claims framework“ (Saward 2010) haben Gül (2019) und Ohren (2021) bereits gezeigt, dass der grundlegende Repräsentationsanspruch von Mini-Publics ein deskriptiver ist. In meinem Dissertationsprojekt argumentiere ich, dass ihnen jedoch komplementär dazu immer auch ein deliberativer Repräsentationsanspruch zugrunde liegt, der sich auf das Handeln der Teilnehmenden für die breite Öffentlichkeit bezieht. Dieser Anspruch wird aus der Praxis deliberativer Beteiligungsformate heraus rekonstruiert und theoretisch begründet, bevor sein analytischer Nutzen für die weitere Frage der legitimen Rollen von Mini-Publics ausgelotet wird.
Demokratiekonzeptionen von Abgeordneten und Bürger:innen (Leonard Häfner)
Bürger:innen und politische Eliten haben unterschiedliche Demokratiekonzeptionen, die ihre Einstellungen und ihr Verhalten beeinflussen. Dieses kumulative Dissertationsprojekt hat das Ziel, die verschiedenen Verständnisse und Vorstellungen von Demokratie zu identifizieren und ihre Auswirkungen in der wechselseitigen Beziehung von Bürger:innen und Abgeordneten zu analysieren. Welche Demokratiekonzeptionen herrschen unter Abgeordneten und Bürger:innen vor und was beeinflusst sie? Wie hängen sie mit dem Wahlverhalten der Bürger:innen zusammen und wie beeinflussen sie ihre Zufriedenheit mit den politischen Eliten? Und wie wirken sich die Konzeptionen auf die Selbstwahrnehmung der Abgeordneten sowie ihre Offenheit für eine stärkere Einbindung der Bürger:innen aus? Diese Fragen werden auf Grundlage verschiedener Daten aus Deutschland und den USA beantwortet. Die ersten zwei Beiträge des Dissertationsprojektes behandeln die Demokratiekonzeptionen der deutschen Bürger:innen und ihren Zusammenhang mit dem Wahlverhalten sowie die Auswirkungen der Demokratiekonzeptionen von deutschen und amerikanischen Abgeordneten auf ihren Repräsentationsstil.
Demokratiekonzeptionen von BürgerInnen (Lea Stallbaum)
Was verstehen BürgerInnen unter „Demokratie“? Dieses kumulative Dissertationsprojekt befasst sich mit den normativen Demokratiekonzeptionen von BürgerInnen in Deutschland und Europa. Unter Verwendung unterschiedlicher Datengrundlagen und empirischer Methoden soll in vier Beiträgen analysiert werden, welche verschiedenen Demokratiekonzeptionen in der Bevölkerung vorherrschen, wie diese verteilt sind und inwiefern Unterschiede in Demokratiekonzeptionen mithilfe verschiedener Faktoren erklärt werden können. Dazu wird in einem Beitrag die Verteilung demokratischer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung und ihr Zusammenhang mit sozioökonomischen und politischen Variablen betrachtet. Ein weiterer Beitrag untersucht in Bezug auf Ost-West-Unterschiede in Deutschland, inwiefern Sozialisierung in verschiedenen politischen System Unterschiede in den Demokratiekonzeptionen der BürgerInnen erklären kann.
Anti-Pluralists, Democratic Erosion, and the Breakdown Resilience of Democratic Regimes (Kevin Walz)
Democracy is massively under pressure as a “third wave of autocratization” (Lührmann & Lindberg 2019) is still rolling worldwide. Focussing contemporary Episodes of Autocratization, Scholars lately postulated the emergence of a new dominant pattern of how Democracies decay and die. According to their findings, democratic regimes nowadays rarely collapse within short periods but seem to die slowly in gradual processes eroding fundamental democratic institutions and principles more often. There is evidence, that in many cases, Democratic Erosion is mainly driven by anti-pluralist actors who got voted into office and therefore, feature a minimum degree of democratic legitimacy. In most cases, Anti-Pluralists successfully change the rules of the game and transform the democratic system into an autocratic one. Only in extremely rare cases do they fail, and Democracy survives. This study examines under which circumstances the ‘Defenders of Democracy’ successfully stop Democratic Erosion, and what we can learn from this about the “breakdown resilience” (Boese et al. 2021) of democratic regimes.