Was ist Politische Theorie?
Die Politische Theorie ist einer der klassischen Teilbereiche der Politikwissenschaft. Sie befasst sich mit den wissenschaftstheoretischen Grundlagen politikwissenschaftlicher Analyse, mit der Geschichte und Wirkungsweise politischer Ideen und mit Instrumenten für die empirische und normative Analyse politischer Institutionen und Prozesse. Ohne Politische Theorie können wir keine Politikwissenschaft betreiben!
In der Wissenschaftstheorie geht es darum, über die Politikwissenschaft als Wissenschaft nachzudenken und Bedingungen und Kriterien wissenschaftlicher Erkenntnis zu verstehen. Was unterscheidet wissenschaftliche von nicht-wissenschaftlichen Aussagen und Argumentationen? Wann können wir behaupten, Zusammenhänge erklärt oder Urteile begründet zu haben?
Die politische Ideengeschichte befasst sich damit, wie Begriffe und Ideen in historischen Zusammenhängen entstanden sind und sich über die Zeit in ihrer Verwendung und Interpretation verändert haben. Was meinten Aristoteles oder Rousseau, wenn sie von Demokratie sprachen? Wie haben ihre Ideen das Denken über Demokratie geprägt und wie unterscheiden sie sich von zeitgenössischen Demokratieverständnissen?
Empirische (oder auch „positive“) politische Theorien zielen darauf ab, Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Eigenschaften politischer Akteure und Institutionen und Ereignissen und Entwicklungen zu verstehen und zu erklären und im Zweifelsfall sogar Vorhersagen zu machen. Sie entwickeln analytische Instrumente und Modelle, um zum Beispiel zu erklären, warum manche Länder mehr umverteilen als andere.
Normative Theorien dienen dazu, Kriterien für die Bewertung von politischen Institutionen, Maßnahmen und Entwicklungen zu formulieren und zu begründen. Durch die Entwicklung und systematische Anwendung normativer Theorien lassen sich Aussagen darüber, wie Dinge sein sollten, rechtfertigen. Somit sind normative Theorien nicht weniger praxisrelevant als empirische Theorien.
Was machen wir im Bereich „Politische Theorie und Public Policy“?
In unserem Arbeitsbereich begreifen wir empirische und normative Fragestellungen und Theorien als eng miteinander verbunden. Normative Theorien enthalten Annahmen über empirische Bedingungen und Zusammenhänge, etwa darüber, wie gut Bürgerinnen und Bürger über Politik informiert sind und ob sie sich bei der Wahlentscheidung an ihren materiellen Interessen oder an einem „Gemeinwohl“ orientieren. Empirische Theorien verwenden normative Begriffe wie den der Demokratie: wenn wir Demokratie messen und ihre Auswirkungen auf wirtschaftliche Entwicklung untersuchen wollen, müssen wir zunächst begründen, was ein demokratisches politisches System ausmacht. Dies ist nicht ohne normative Maßstäbe möglich.
In der Lehre zeigen wir die Anschlussfähigkeit der Politischen Theorie für die empirische Forschung auf und stellen Bezüge zu tagesaktuellen Ereignissen und politischen Herausforderungen her. Dabei geht es auch um die Frage, wie konkrete politische Maßnahmen, Praktiken und Entscheidungen zu erklären und zu bewerten sind – hierin besteht der Bezug zum Thema „Public Policy“.
In der Forschung arbeiten die Mitglieder des Arbeitsbereichs insbesondere zu Fragen der Demokratietheorie und Demokratieforschung, insbesondere zu deliberativen Demokratietheorien, Repräsentation, demokratischen Innovationen und Bürgerbeteiligung.